In den Hügeln des Zellertals liegt Mölsheim. Ein Ort, der nicht nur für seine atemberaubende Landschaft bekannt ist, sondern auch für seine erstaunlichen Weine. Hier thront ein massiver Kalksteinfelsen, der gen Süden in die Sonne neigt und die Reben vor den widrigsten Wetterbedingungen schützt. In diesem einzigartigen Terroir findet man die Weinlinie Full.minant des Weinguts Full, ins Leben gerufen von einem Mann , der die Verbindung zwischen Mensch, Natur und Wein auf eine einzigartige Weise versteht: Christopher Full.

Max Kaindl, 30. März 2024
Lesezeit etwa 5 Minuten

Christopher Full:
der „geheime“ neue Star aus dem Zellertal

Weine, die in der Natur verwurzelt sind

Als ich Cristopher besuchte, eröffnete sich mir eine Welt des Handwerks und der Hingabe zur Natur. Schon seit jeher ist der große Naturbursche mit seiner Heimat Mölsheim verbunden. Neben seiner Arbeit im Keller von Battenfeld-Spanier und Kühling-Gillot startete er 2014 seine eigene Weinlinie „Full.minant“ im elterlichen Weingut.

Seine Philosophie, die er als „Der Fels und die Rebe“ beschreibt, spiegelt sich in jedem Aspekt seiner Weine wider. Die Reben kämpfen sich durch die engen Spalten im Kalkstein, um an Wasser und Nährstoffe zu gelangen, und genau dieser Kampf verleiht den Trauben eine unvergleichliche Konzentration und Eleganz. Christopher schafft es auf verblüffende Weise, diese Energie in seine Weine zu transportieren.

Während meines Besuchs lernte ich Christopher als leidenschaftlichen jungen Winzer kennen, der stets bestrebt ist, das Unbekannte zu erkunden und neue Wege zu beschreiten. Seine Experimentierfreude drückt er in Weinen wie „Full of Range Grauburgunder“ oder einem „Rose Reserve“ aus. Während der Grauburgunder mit einer unfassbaren Tiefe, Salzigkeit und Grapefruit überrascht, zeichnet den Rose Reserve ein längeres Hefelager und dadurch einhergehend eine festere Struktur und Eigenständigkeit aus. Trinkfluss ist dabei stets die Prämisse. Welch gelungene Interpretation.

Doch trotz aller Innovation vergisst Christopher nie seine Wurzeln. Seine Weine sind geprägt von der Essenz des Kalksteins, von dem sie stammen, und er legt großen Wert darauf, den Charakter des Terroirs in jedem Tropfen einzufangen.

Ein Zeugnis für das Terroir

Christopher ist kein gewöhnlicher Winzer. Er ist ein Visionär, der den Weinbau als einen Prozess betrachtet, der Zeit, Geduld und vor allem Respekt vor der Natur erfordert. Seine Weine sind ein Spiegelbild dessen. Er lässt sie in der Regel etwa ein Jahr lang auf der Hefe ruhen, bevor er sie abfüllt, einschließlich der Gutsweine. Das Ergebnis jahrelanger Experimente und einer tiefen Verbundenheit mit dem Land.

Die Weine von Full.minant sind mehr als nur Getränke – sie sind flüssige Zeitzeugen, die die Geschichte und Seele des Zellertals in sich tragen. Von den Reserve- und Gutsweinen, die die Essenz der besten Lagen widerspiegeln, bis hin zu den Lagenweinen wie dem Zellerweg am Schwarzen Herrgott und dem Silberberg, die die unverwechselbare Charakteristik des Bodens hervorheben.

Die von Christopher vorbereitete kleine Vertikale der beiden Lagenweine (2020-2022) zeigte die Philosophie von Full.minant auf eindrucksvolle Weise. Mein persönliches Highlight waren dabei beide Rieslinge aus 2021. Straff, salzig, dabei elegant, balanciert und fein-würzig mit unendlicher Länge – wobei ich persönlich den Zellerweg am Schwarzen Herrgott leicht über den Silberberg präferierte. Welch Freude. Ich habe eine derartige Geradlinigkeit, Balance und vom Kalk durchwirkte Struktur nur selten zuvor in anderen Weinen gefunden.

Anmerkung: Falls du mehr über den Einfluss von Kalksteinböden auf den Wein erfahren möchtest, klicke hier.

Der Berg und der Rebstock

Bei Full.minant geht es aber nicht nur um Wein, sondern auch um Nachhaltigkeit und den Schutz der natürlichen Ressourcen. Bei einem vom starken Westwind verwehten Spaziergang durch die Weinberge in Möhlsheim erklärte mir Christopher die Eigenheiten der örtlichen Bodenstrukturen. Bei der Bewirtschaftung setzt er auf Methoden wie Humusaufbau, Dry-Farming und die Förderung von Boden- und Rebenvitalität, um die Vielfalt und Einzigartigkeit seiner Weinberge zu bewahren.

Auch im Weingut zeigt sich der nachhaltige Ansatz. Über Generationen hinweg hat man sich dort mit Hacke, Schaufel und später mit Bagger und Radlader in den Berg gearbeitet, um das Weingut zu errichten. Die Keller und Lager, die sich auf mehreren Ebenen befinden und allmählich in den Südhang gegraben wurden, sind von bis zu neun Meter hohen, massiven Kalksteinwändenumgeben. Hier, umgeben von dem gleichen Gestein, gären und reifen die Weine in perfekter Isolierung und Temperierung.

Während meines Besuchs wurde mir klar, dass die Kunst des Weinmachens auf diesem Weingut tatsächlich ein Werk des Berges ist, da der Berg sowohl die Rebe als auch die Traube und somit letztendlich den Wein prägt.

Christopher Full mag vielleicht noch ein Geheimtipp sein, aber für mich steht fest: Seine Weine sind wie ein verborgener Schatz, der nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Wer einmal die Essenz des Zellertals und die Magie des Kalksteins erleben möchte, sollte unbedingt einmal Christopher’s Weine probieren.

Bilder: © The Art of Riesling – Maximilian Kaindl

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