Zwei Flaschen, ein Thema: Flein Fizz und Be Rizzi Traubensecco. Sie stehen für einen Hype, der die Weinwelt spaltet – alkoholfreie Alternativen. Über die Weihnachtstage habe ich mich gefragt: Haben diese alkoholfreien Getränke wirklich das Zeug, sich neben klassischen Weinen zu etablieren, oder sind sie ein lauer Versuch, der nichts ersetzt?

Max Kaindl, 13. Januar 2025
Lesezeit etwa 3 Minuten

Alkoholfrei: Die Zukunft des Weins oder nur ein Trend?

Kann Genuss ohne Alkohol funktionieren?

Hand aufs Herz: Wein ohne Alkohol klingt erst mal wie Kaffee ohne Koffein – wozu? Alkohol ist nicht nur Stimmungsmacher, sondern ein elementarer Geschmacksträger. Ohne ihn fehlt die Tiefe, die Komplexität, die Magie. Oder?

Über die Feiertage habe ich mich an alkoholfreien Alternativen versucht. Neben vielen schwächelnden Enttäuschungen gab es zwei Lichtblicke, die mich überraschten. Zum einen der Flein Fizz von Gross & Gross: prickelnd, frisch, authentisch. Zum anderen der Be Rizzi Traubensecco vom jungen Weingut J.J. Berizzi: spritzig, mit einer präzisen Balance aus Süße und Säure. Beide zeigen, dass alkoholfreie Getränke funktionieren können – wenn sie von Anfang an so gedacht sind.

Und genau hier liegt mein Problem: Entalkoholisierter Wein macht für mich keinen Sinn. Warum ein Getränk erschaffen, es mit Alkohol anreichern und diesen dann mühselig wieder entfernen? Was übrig bleibt, ist ein Schatten seiner selbst – platt, unausgewogen und ohne Charakter.

Wenn alkoholfrei, dann bitte richtig. Traubenseccos wie Flein Fizz oder Be Rizzi zeigen, dass Genuss ohne Alkohol eigenständig funktionieren kann, ohne sich an den klassischen Wein anzulehnen.

Für wen das Ganze?

Die Zielgruppe ist klar: Menschen, die bewusst verzichten. Die Generation, die Kalorien zählt, den Dry January lebt und Reue aus Genuss streichen will. Das ist eine wachsende Nische, die ihren Platz verdient.

Doch wird der passionierte Weintrinker auf einen entalkoholisierten Riesling umsteigen? Niemals. Warum auch? Ein Wein lebt von seiner Geschichte, von Terroir, Komplexität und Tiefe. All das wird mit der Alkoholentfernung weggefiltert – übrig bleibt ein fader Abklatsch, der niemanden wirklich glücklich macht.

Ist das Konkurrenz?

Nein, ganz sicher nicht. Wer alkoholfreie Alternativen als Bedrohung sieht, hat Wein nie verstanden. Traubenseccos oder alkoholfreie Getränke konkurrieren nicht mit dem klassischen Wein – sie bewegen sich in einer völlig anderen Liga.

Es geht nicht um Ersatz, sondern um Ergänzung. Ein Glas Flein Fizz beim Spieleabend, wenn der Kopf klar bleiben soll. Ein Be Rizzi für die Schwangere, die beim Anstoßen nicht außen vor bleiben will.

Meine Meinung

Entalkoholisierter Wein ist eine Sackgasse. Für mich bleibt das eine unausgegorene Idee, die dem Wein mehr schadet als nützt. Wer alkoholfrei genießen will, sollte auf echte Alternativen wie Traubensecco setzen – Getränke, die von Anfang an alkoholfrei gedacht sind und keine seelenlose Kopie sein wollen.

Wird das den klassischen Wein verdrängen? Niemals. Der bleibt, was er ist: Kultur und Handwerk. Aber Traubenseccos und Co. schaffen etwas Neues – und das ist in einer Welt, die Vielfalt sucht, durchaus spannend.

Also: Glas oder Flasche – die Entscheidung liegt bei euch. Aber wenn schon alkoholfrei, dann bitte mit Charakter. Entalkoholisierten Wein? Den könnt ihr behalten.

Bilder: © The Art of Riesling – Maximilian Kaindl

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