Schorle. Für die einen ein Sakrileg, für die anderen ein Lebensgefühl. Zwischen „Kann man machen“ und „Muss man lieben“ liegen beim Thema Schorle-Wein Welten. Und genau deshalb ist es an der Zeit, diesem herrlich unkomplizierten Getränk die Bühne zu geben, die es verdient – samt Hintergründen, persönlichen Anekdoten und den besten Tipps aus meiner Community.

Max Kaindl, 04. August 2025
Lesezeit etwa 4 Minuten

Schorle-Wein: Zwischen Genuss, Erfrischung und Kulturkampf

Woher kommt die Schorle eigentlich?

Die Idee, Wein mit Sprudel zu mischen, ist älter als so mancher denkt – und vermutlich so alt wie der Kater danach. Erste Hinweise auf Weinmischgetränke gibt’s schon aus der Antike, damals meist mit Wasser verlängert. Die Schorle, wie wir sie heute kennen, tauchte spätestens im 18. Jahrhundert im deutschen Sprachraum auf – angeblich erstmals in Frankfurt als „Gespritzter“ erwähnt. Und genau hier beginnen die regionalen Unterschiede.

Wie heißt’s bei dir?

Je nach Region hat die Schorle einen anderen Namen – und wehe, man verwechselt sie:

Hessen

Gespritzter – der Klassiker in Apfelweinwirtschaften, aber auch für Wein.

Rheinhessen & Pfalz

Schorle – meist im Dubbeglas, da passt ordentlich was rein.

Franken

Weinschorle oder einfach Schorle – gerne auch mit Silvaner.

Österreich

Spritzer – meist mit Grünem Veltliner oder Muskateller.

Schweiz

Gespritzter Weißer – vor allem im Sommer beliebt.

Unterschiedliche Zubereitung – ein Überblick:

Nicht nur der Name variiert, auch die Art des Einschenkens ist regional geprägt:

In der Pfalz zählt das Verhältnis: halbe-halbe oder siebenachtel-dreiviertel – klingt mathematisch, ist aber pragmatisch. Viel Wein, wenig Sprudel – fertig ist die „Pälzer Schorle“.

In Rheinhessen gibt’s die Männerschorle (80% Wein) und die Damenschorle (50/50) – Klischee olé, aber gängig.

In Franken wird eher sparsam gespritzt, oft 1/3 Wasser – hier steht der Wein mehr im Vordergrund.

In Österreich wird der Spritzer meist exakt 1:1 gemischt – Standard, amtlich so festgelegt, sogar steuerlich relevant.

In der Schweiz? Da ist oft mehr Kohlensäure als Wein im Glas – dort heißt’s: Hauptsache erfrischend.

Und dann gibt’s noch die sauren Schorlen, also nur mit Sprudel, oder süße Schorlen, mit Limo gemischt – Letztere aber eher was für Festivals, nicht für den seriösen Schorle-Genießer

Fazit: Beim Schorle-Mixen gilt wie beim Leben – jeder nach seinem Gusto. Aber bitte: Kein Eis. Niemals. Schorle, kein Cocktail.

Warum Schorle so beliebt ist

Ganz einfach: Sie ist leicht, erfrischend, gesellschaftsfähig und macht aus dem 12%-Wein einen 6%-Sommerhit. Ob beim Grillen, auf der Kerb, im Weingarten oder einfach nach Feierabend – Schorle geht immer. Und sie erlaubt, was in der Welt des Weins sonst oft verpönt ist: Ungezwungen genießen, ohne jeden Schluck zu analysieren. Schorle ist der Soundtrack des Sommers – in flüssig.

Was macht einen guten Schorle-Wein aus?

Hier scheiden sich die Geister – aber ein paar Faustregeln haben sich bewährt:

Säure muss sein

Ohne Frische wird’s wässrig. Deshalb: Riesling, Silvaner, Müller-Thurgau – alles super.

Keine Barriquebombe

Holzausbau hat in der Schorle nix verloren. Hier zählt Klarheit, nicht Komplexität.

Trocken statt süß

Restsüße + Sprudel = klebriger Albtraum. Deshalb bitte: trocken oder maximal feinherb.

Günstig – aber nicht billig

Literware? Ja. Aber nur, wenn der Liter auch was kann. Wer Schorle mit Plörre macht, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.

Meine persönliche Meinung?

Liter Riesling von Jakob Schneider – knochentrocken, schlank, perfekt. Oder wenn’s mal duften darf: Muskateller aus der Südsteiermark – dann aber halbe Sprudelmenge, dafür doppelte Aromatik.

Empfehlungen aus der Community

Hier die meist genannten Tipps – teils Klassiker, teils Geheimtipp:

  • Margarethenhof Liter Riesling – DER Schorle-König, oft genannt, oft gefeiert.
  • Basis Riesling von J.J. Berizzi – spritzig, glockenklar, pfeift vor Frische.
  • Liter Silvaner vom Zehnthof Luckert – Würze, Grip, macht einfach Spaß.
  • Müller-Thurgau – unterschätzt, aber in der Schorle eine Bank.
  • Gutsriesling Borell Diehl – unkompliziert, sauber, Schorle-tauglich.
  • Grüner Veltliner – für alle, die’s aus Österreich mögen.
  • Secco von Krack – als Spritz-Alternative, macht Laune.
  • Und weitere Favoriten: Gröhl, Egon Schmitt, Schätzel, Reibold, Hahnmühle, Mehring, Helmut Christ, Michael Andres – allesamt mit soliden Basisweinen, die sich wunderbar schorlen lassen.

Fazit

Schorle ist nicht der kleine Bruder des Weins – sie ist die coole Cousine. Locker, ehrlich, und genau deshalb so beliebt. Wer glaubt, Schorle sei nur was für Leute, die keinen richtigen Wein trinken können, hat den Punkt verfehlt. Es geht nicht um Verzicht, sondern um Verlängerung – des Moments, des Gesprächs, des Abends.

Also: Flasche auf, Sprudel rein, Cheers.

Bilder: © The Art of Riesling – Maximilian Kaindl

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