Was für ein exklusiver Abend! Die Enthüllung des zweiten Jahrgangs von WongAmat bot nicht nur bucketlist Weine in angenehmer Gesellschaft, sondern auch eine kulinarische Reise, die von Kerstin und Max vom Irori Restaurant passend begleitet wurde. Wie passend, dass sie vor Kurzem ihren ersten Michelin-Stern erhalten haben.
Max Kaindl, 8. April 2024
Lesezeit etwa 8 Minuten
Manchmal gibt es diese Momente im Leben, die das Wein-Herz vor Freude höher springen lassen. Die Einladung von Jan Raumland zur Vorpremiere des zweiten Jahrgangs von WongAmat war eine jener seltenen Gelegenheiten. Ein Abend, den ich auf keinen Fall missen wollte. Denn wer einmal das Glück hat, bei Jan und den Raumland’s Gast sein zu dürfen, wird von den großzügigen Gastgeberqualitäten dieser so warmherzigen Familie begeistert sein.
Ende März war es dann endlich so weit. Zusammen mit einem kleinen ausgewählten Kreis von Weinfreunden und Händlern trafen wir uns bei Raumlands im beschaulichen Örtchen Flörsheim-Dalsheim, mitten in der Rheinhessischen Hügellandschaft.
Auf dem Hinweg stellten sich mir viele Fragen, doch eine ganz besonders: Wie wird sich Jan’s zweites Rotweinjahr in der Flasche zeigen? Aber first things first.
Wie es sich für das führende Sekthaus Deutschlands gehört, wurden wir mit einem verführerisch animierenden Rosé Jahrgangssekt aus 2015 empfangen. Passend zum Anlass, aus der Magnum. Dieser war sogleich der Eisbrecher und so nahm der Abend schnell an Fahrt auf. Es entstanden nicht nur leichtfüßige sondern auch wunderbare tiefgründige Gespräche. Wenn Jan einlädt, lernt man eben immer interessante neue Menschen kennen.
Aber nun genug der Lobeshymnen auf den Gastgeber. Kommen wir zum eigentlichen Star des Abends: WongAmat Vintage 2022.
WongAmat, inspiriert von Jan Raumlands thailändischer Familie Wongse Amatyakul, symbolisiert nicht nur einen Namen, sondern ein Erbe von Kunstfertigkeit und kultureller Bedeutung. Dieses pflegt die Familie seit Generationen in Thailand und darüber hinaus. Nach einer Winzerausbildung, anschließendem Studium in Geisenheim und vielen Jahren Weinwanderschaft (nicht zuletzt auf dem Sekthaus seiner heutigen Frau, Katharina Raumland) hat sich Jan seinen großen Traum erfüllt: „Einmal selbst einen eigenen Wein abzufüllen.“
Begonnen hat Jan mit Kleinstmengen in 2019, die er ausschließlich an Freunde und Bekannte vergab. Nachdem ihm H.O. Spanier eine Parzelle im Kriegsheimer Rosengarten überlassen hatte, war die abgefüllte Flaschenzahl dann groß genug. So startete das Projekt WongAmat in 2021 mit zwei Pinot Noirs. Einer aus dem Dalsheimer Bürgel – der Hauslage der Raumlands – und einer aus besagtem Kriegsheimer Rosengarten.
Der Hype um Jans Weine war im ersten Jahr so groß, dass ich mir nicht rechtzeitig ein paar Flaschen des Jahrgangs 2021 sichern konnte. Jedoch hatte ich die Gelegenheit, beide Rotweine am Rande der letztjährigen VDP.Weinbörse zu verkosten. Die Anlagen waren vielversprechend. Saftig rote Frucht geprägt von einer feinen Struktur und viel Frische. Alles getragen von einer beachtlichen Leichtigkeit. Wenn ich mich richtig erinnere, fehlte den Weinen damals noch die letzte Spannung und Tiefe. Das mag aber auch an dem für deutsche Rotweine sehr schweren Jahrgang gelegen haben.
Bei einem Besuch im letzten Sommer, hatte ich dann das Vergnügen, ein paar Fassproben der genannten 22er Pinots zu verkosten. Die Qualität hat mich damals schwer beeindruckt, weshalb ich mit etwas Vorwissen und dementsprechender Erwartungshaltung in den Abend startete.
Folgend findest du meine Verkostungsnotizen der 22er Weine sowie eine kurze Beschreibung des Weinbergs sowie dem Ausbau im Keller.
Anmerkung: Da der Abend eher im Zeichen des Wein Genusses und guter Gespräch stand, habe ich keine detaillierten, fachlichen Verkostungsnotizen gemacht. Es handelt sich vielmehr um erste Eindrücke.
Dalsheimer Bürgel Spätburgunder 2022
In der Nase dunkle Gewürze, begleitet von Noten von süßem Lakritz und dezenten roten Früchten. Es zeigt sich eine ausgeprägte Frische und Kühle, mit einem Hauch von Reduktion, der für zusätzliche Komplexität sorgt.
Am Gaumen begeistert er mit sanfter, fast seidiger Geschmeidigkeit, ergänzt durch feine Tannine. Elegant und balanciert, mit erfrischenden kühlen roten Fruchtaromen.
Der Abgang ist harmonisch und langanhaltend und hinterlässt einen bleibenden Eindruck von Balance und Finesse.
Weinberg:
Der Dalsheimer Bürgel ist eine VDP.Große Lage. Überwiegend geprägt durch Kalk und Ton. Nach Osten ausgerichtet und gehört damit zu einer der kühlsten Lagen im Wonnegau. WongAmat Jahresproduktion: 4 Barriques
Kriegsheimer Rosengarten Spätburgunder 2022
In der Nase offenbart er tiefe und würzige Aromen, begleitet von subtilen Anklängen von süßem Lakritz. Sowohl rote als auch schwarze Fruchtnoten mit einer zarten Süße und Finesse.
Am Gaumen zeigt sich wieder eine feine Süße vom Holz, sowie ein lebendig, frischer und eleganter Charakter.
Der Abgang ist lang, ausgewogen und lebendig und bietet ein herrliches Trinkerlebnis mit ausgezeichnetem Trinkfluss.
Weinberg:
Der Kriegsheimer Rosengarten ist eine Lage, der bisher eher weniger Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Er liegt im früheren Schwemmgebiet der Pfrimm, einem Fluss im Wonnegau, der dem Donnersberg entspringt. Südausrichtung. Durchsetzt von Kies- und Eisenablagerungen. Heizt sich durch den Kies schneller auf als andere Lagen. WongAmat Jahresproduktion: 6 Barriques
Nach den beiden Pinots gab es noch zwei Neuheiten zu verkosten. Einen Cabernet Franc sowie einen Chardonnay. Letzterer wird unter der Marke WongSiri vermarket, wie zukünftig alle Weißweine von Jan. Als die beiden Weine vor mir standen, war ich zugegebenermaßen etwas verwundert. Cabernet Franc aus Deutschland? Kann das was werden?
Mein Sitznachbar, Hans-Peter Wöhrwag, Bruder von Jans Schwiegermutter, klärte mich in Sachen Cabernet Franc direkt auf. Man kann sagen, er war ein deutscher Pioneer dieser Rebsorte. Bereits in den 90er Jahren pflanzte er Cabernet Franc in seiner Monopollage Untertürkheimer Herzogenberg. Auf der familiären Weihnachtsfeier entdeckten sie ihre gemeinsame Leidenschaft für diese Rebsorte. Kurzerhand überlies Hans-Peter Jan seine Reben. Welch kluge Entscheidung, wie sich nach der Verkostung herausstellen sollte. Folgend findest du meine Notizen zu beiden Weinen.
Untertürkheimer Herzogenberg Cabernet Franc 2022
In der Nase zeigt er deutliche Noten von grüner Paprika, begleitet von Aromen dunkler Früchte. Fein nuanciert und klar, mit unterschwelligen Anklängen von Gewürzen.
Am Gaumen bietet er ein packendes Gefühl mit samtigen Tanninen und einer lebendigen Säure. Die Aromen von grüner Paprika halten an und tragen zur Tiefe und inneren Wärme des Weins bei.
Im Abgang ausgewogen, frisch und charmant.
Weinberg:
Der Untertürkheimer Herzogenberg liegt in Württemberg. Geprägt durch Gipskeuper. Ausrichtung nach Südwesten. 280 Metern über dem Meeresspiegel gelegen. Somit eine der höchsten Lagen Deutschlands. Monopollage des Weinguts Wöhrwag. 30 Jahre alte Cabernet Franc-Reben, eine echte Seltenheit in Deutschland. WongAmat Jahresproduktion: 3 Barriques
Bockenheimer Schlossberg Chardonnay 2022
In der Nase offenbart er Aromen von kandierter Zitrone, Anklänge von Mirabellenpflaume und zarten weißen Blüten.
Am Gaumen zeigt sich feinste Textur mit einem umarmenden Mundgefühl, ausgewogen und lebendig, ohne sich schwer anzufühlen.
Der Abgang ist außergewöhnlich lang, fein und salzig und hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Weinberg:
Der Bockenheimer Schlossberg liegt in der Pfalz. Südausrichtung. Der Schlossberg sich in einem kalten Tal. Dadurch häufig anfällig für Frost. Geprägt von Sandböden. Die hier stehenden Reben sind ehrwürdige 80 Jahre alt. Mikroertrag von etwa 15 hl/ha. WongAmat Jahresproduktion: 4 Barriques
Erkenntnisse
Dieser erstklassige Abend hat meinen ersten Eindruck der Fassproben aus vergangenem Sommer bestätigt. WongAmats 2022er brillieren mit kühler saftiger Frucht und zeigen jetzt bereits eine bezaubernde Balance, Frische und vielschichtige Struktur. Und das bereits in einem extrem jugendlichen Stadium. Die Anlagen für eine lange Reifezeit sind bestens, wobei ich bei den Pinots den Rosengarten leicht dem Bürgel präferiere.
Mit seinem erst zweiten Jahrgang hat Jan Raumland unter Beweis gestellt, dass er zurecht als einer der zukünftigen Superstars der deutschen Pinot Noir Welt gesehen wird. Meisterhaft gelingt es ihm, die Herkunft der Weine herauszuarbeiten und ihnen seine ganz eigene DNA mitzugeben. Feinheit, Frucht und Finesse.
Kommen wir auf den Abend zurück, denn eine Sache möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. Kerstin und Max aus dem Irori nahmen uns mit auf eine kulinarische Reise durch Japan. Welch leise und doch substanzreiche Gerichte. Die Leichtigkeit des Seins. Zurückhaltend und doch stets präsent. Du merkst, ich komme ins Schwärmen. Die Nachricht, dass die beiden kürzlich mit ihrem ersten Michelin Stern ausgezeichnet wurden, hat mich erfreut. Lang ersehnt und wohl verdient.
