Manchmal braucht es keine große Bühne, kein Prestige – sondern nur zwei Brüder, einen Hang voll Muschelkalk und ziemlich viel Bock auf guten Wein. Anfang Juli war ich in Reicholzheim bei Florian und Philipp Ehrlenbach auf ihrem Weingut Ehrlenbach. Und was soll ich sagen: Ich war neugierig, wurde überrascht – und bin begeistert zurückgefahren.
Max Kaindl, 04. August 2025
Lesezeit etwa 3 Minuten
Einfach machen.
Unterwegs im Taubertal bei Florian und Philipp Ehrlenbach

Zwischen Frost und First
2024 war für viele Winzer brutal – und auch das Weingut Ehrlenbach hat es hart getroffen. Der Frost hat ihnen fast alles weggehauen. Was übrig blieb? Fassweise Kleinstmengen – aber was für welche. Ich durfte durchprobieren: präzise, klar, ruhig im besten Sinne. Es kommt ein Sekt, den ich jetzt schon kaum erwarten kann. Und dann dieser Schwarzriesling First 2022… ganz ehrlich: Das war ein Aha-Moment. Dunkle Kirsche, feine Würze, saftig, kühl, elegant. So kann Schwarzriesling schmecken, wenn man ihn ernst nimmt. Für mich einer der besten seiner Art.
Kein großes Tamtam – dafür echter Antrieb
Florian kennt sein Handwerk. Er steht seit Jahren bei Fürst im Keller, weiß, was es braucht, um große Weine zu machen – und bringt genau dieses Know-how jetzt ins eigene Projekt ein. Philipp kümmert sich um alles drumherum, hält den Betrieb am Laufen, fährt Traktor, schraubt Maschinen zusammen. Zwei Brüder, ein Ziel – und null Eitelkeit. Es geht nicht um Prestige, sondern um Substanz.






Der First – das Filetstück
Wir sind durch den First gelaufen, die Paradelage in Reicholzheim. Muschelkalk, Buntsandstein, karger Boden – perfekte Bedingungen für dichte, strukturierte Weine. Der Blick reicht bis zum Spessart, das Klima ist kühl – „badisch Sibirien“ sagen sie hier. Aber genau das passt. Die Weine haben Spannung, Frische und eine ehrliche, ungekünstelte Art. Das ist nicht gemacht, das ist gewachsen.
Zeit statt Technik – und klare Fokussierung
Aktuell bewirtschaften Florian und Philipp rund 4,2 Hektar, alles biologisch zertifiziert. Im Fokus stehen die Burgundersorten – rund 70% der Reben sind Chardonnay, Spätburgunder und vor allem Schwarzriesling. Genau hier liegt auch der Schwerpunkt. Dazu kommen kleine Partien Silvaner, Müller-Thurgau, Weiß- und Grauburgunder. Alles wird von Hand gelesen, spontan vergoren, im Holz ausgebaut und unfiltriert gefüllt. Ihr Prinzip ist klar: Weniger Technik, mehr Zeit.
Mehr Gespräch als Verkostung
Wir hatten einen derart intensiven und kurzweiligen Austausch, dass ich glatt vergessen habe, mir Notizen zu allen Weinen zu machen. Aber mal ehrlich: Genau das ist doch das Beste, was passieren kann. Wenn es nicht um Theorie geht, sondern um echtes Erleben. Mein Tipp: selbst probieren – das sagt mehr als jede Notiz.












Bonus: ein Stück Geschichte
Am Ende haben sie mir noch das nahegelegene und altehrwürdige Kloster Bronnbach gezeigt. Von hier aus haben Zisterziensermönche den Weinbau im Taubertal geprägt. Und jetzt knüpfen Florian und Philipp daran an – ohne Nostalgie, aber mit Respekt. Und mit dem festen Willen, das Potenzial der Region wieder sichtbar zu machen.
Das hier ist erst der Anfang
Was die beiden aus dem Stand auf die Beine gestellt haben, ist beeindruckend. Nicht, weil es laut ist. Sondern weil es ehrlich ist. Bodenständig, durchdacht, voller Energie – und mit einem Schwarzriesling, der Maßstäbe setzt. Wer jetzt noch denkt, das Taubertal sei weinmäßig Niemandsland, sollte dringend vorbeischauen. Die Richtung stimmt. Und der Weg, den Florian und Philipp mit ihrem Weingut Ehrlenbach da gehen, könnte in ein paar Jahren für richtig Furore sorgen.









