Dann ging es weiter an die Nahe – meine heimliche Lieblingsregion, wenn es um trockenen Riesling geht. Und auch dieses Jahr hat die Nahe in Sachen Qualität wieder ordentlich abgeliefert. Für mich war sie die stärkste Region in der Breite, mit einer extrem hohen Konzentration an gelungenen Rieslingen. Die ganz großen Gänsehaut-Momente blieben zwar aus, dafür hatte ich eine Vielzahl von wunderbar saftigen, gut balancierten und berührenden Weinen im Glas. Und darum geht es doch letztendlich, oder?
Der erste Flight von der Nahe war für mich gleich der stärkste Riesling-Flightder Region. Zwei Mal Frühlingsplätzchen, zwei Mal Halenberg, Dönnhoffs Hermannshöhle und obendrauf die Premiere der Klamm von Gut Hermannsberg. Als Riesling-Liebhaber komme ich da sofort ins Schwärmen. Ein regelrechtes Geschmacksfeuerwerk – und zwar wortwörtlich. Reduktion in Form von Schießpulver war bei einigen Weinen das große Thema, allen voran bei Schäfer-Fröhlichs (SF) Frühlingsplätzchen und Halenberg. Ich muss sagen, der Stilwechsel von SF hin zu weniger extrem reduzierten, zugänglicheren Weinen gefällt mir richtig gut. Schönlebers Halenberg war erwartungsgemäß stark: dezente dunkle Würze, erhaben und tief, etwas Kräuter, kaum Frucht in der Nase. Am Gaumen extrem elegant und balanciert, mit einem festen dunklen Kern, feinen Gerbstoffen und lebendiger Säure, salzig und packend im Finish. Groß.
Mittlere Nahe
Die Hermannshöhle von Dönnhoff hat ebenfalls ihr Potenzial gezeigt, auch wenn sie für mich nicht ganz die Perfektion von 2021 erreichte. Zart, sehr zurückhaltend, mit einem Hauch von Steinfrucht und zitrischen Noten, ganz fein und dicht verwoben. Am Gaumen dann nobler Saft, sehr frisch, fast grünlich, mit vibrierender Säure und einem fest strukturierten Kern. Ein Wein, der fordert, dabei aber unglaublich edel bleibt. Groß. Insgesamt war Dönnhoff stark, auch wenn mir die typischen Wow-Momente dieses Jahr etwas gefehlt haben. Ähnlich erging es mir bei Gut Hermannsberg, die mich in der Breite jedoch nicht in der Spitze überzeugten.
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Lieber Max,
mal wieder ein klasse Bericht über den neuen GG-Jahrgang des VDP. Macht sehr viel Spaß zu lesen und vor allem Freude darauf, sich die neuen Weine zuzulegen und zu trinken!
Weiter so!
Danke für das liebe Feedback, Lenni! 🙂
Vielen Dank für deine sehr ausführlichen Zeilen. Hat richtig Spaß gemacht zu lesen und es gab auch tollen Input zu Weingütern die man noch nicht kannte, wie zum Beispiel das Weingut Kranz.
Freut mich, dass ich dich ein wenig inspirieren konnte, Jens! Jenseits der altbekannten Namen, gibt es in 2023 einige spannende „kleinere“ Betriebe zu entdecken.