Einführung der VDP Lagenklassifikation
Ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des VDP war die Selbstbeschränkung im Jahr 1994, bei der auf die Verwendung von Großlagen bei der Bezeichnung der Weine verzichtet wurde. Dieser Schritt unterstrich das Bestreben des Verbandes, die Einzigartigkeit und Qualität der deutschen Weinbergslagen zu betonen und sich von der Masse billig produzierter Großlagen Weine abzuheben. Gleichzeitig wurde ein größerer Schwerpunkt auf die selektive Handlese gesetzt. Sie war die Antwort auf den zunehmenden Einsatz von Vollerntern eingeführt und für eine hohe Qualität der Trauben und damit der Weine sorgen.
Unter der aufopfernden Führung von Verbandschef Michael Prinz zu Salm-Salm entwickelte der VDP ebenfalls ab 1994 eine eigene Lagenklassifikation. Der Prozess war durchaus mühsam und führte zu einigen internen Verwerfungen. Das wohl berühmteste Beispiel war Bernhard Breuer. Der Besitzer des damals schon weltberühmten Weinguts Breuer aus dem Rheingau verlies den Verband, da ihm die Fortschritte hin zu einer qualitativ hochwertigen Klassifikation innerhalb des Verbandes nicht schnell genug vorangingen. Während der Mitgliederversammlung 2002 in Castell wurde dann nach teils heftigen Diskussionen ein erstes verbandsinternes Klassifikationssystem beschlossen. Das Ergebnis war eine dreistufige Pyramide bestehend aus Guts-, Orts- und Lagenweinen, den sogenannten Ersten Gewächsen.
Ein weiterer zentraler Beschluss war das Verbot der Nennung des Prädikats auf dem Etikett trockener Weine. Dies führte ebenfalls zu Verwerfungen innerhalb der Mitglieder. Die Konsequenz war der Austritt renommierter Weingüter, wie Koehler-Ruprecht aus der Pfalz, die das bestehende Prädikatssystem auch für deren trockene Weine beibehalten wollten. Dennoch bleibt festzuhalten: Die Einführung dieser Lagenklassifikation legte den Grundstein für die Wiedergeburt deutscher Weine als Spitzenprodukte und führte zu ihrem wieder erstarktem Renommee der letzen 20 Jahre.
Anpassen. Verbessern. Weiterentwickeln.
In den folgenden Jahren entwickelte der VDP sein Klassifikationssystem kontinuierlich weiter. 2012 wurde das 3-stufige System durch die Aufnahme der VDP.ERSTE LAGE in eine 4-stufige Pyramide erweitert. Das Erste Gewächs wurde zudem in VDP.GROSSES GEWÄCHS umbenannt. Diese Präzisierung in der Klassifikation ermöglichte eine weitere Profilierung der einzelnen Lagen sowie verbesserte Kommunikation der unterschiedlichen Weinqualitäten und Herkünfte.
rotz dieser positiven Entwicklungen war der VDP auch mit zunehmenden Herausforderungen konfrontiert. Durch die Hinzunahme weiterer Bezeichnungen, wie VDP.AUS ERSTEN LAGEN, wurde die Pyramide in den letzten Jahren immer komplexer und war zunehmend schwerer zu verstehen. o mancher Verbraucher wünscht sich bis heute eine Rückkehr zur ursprünglich so eindeutigen 4-stufigen Pyramide. Zudem gab es immer wieder interne Konflikte und Kritik an der Exklusivität des Verbands.
Diese Herausforderungen veranlassten ihn, seine Strategien zu überdenken und seine Mitglieder enger zusammenzubringen, um gemeinsame Ziele zu erreichen. Der Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit innerhalb des Verbandes und unter den Mitglieder ist eines der Resultate dieses Prozesses. Die einheitliche Verwendung von leichten Glasflaschen bei Gutsweinen (und zukünftig auch anderen Kategorien) sowie die nachhaltige Zertifizierung (sozial, ökonomisch und ökologisch) aller VDP Betriebe bis 2025 sollten dabei die beiden Hauptsäulen bilden. Ein weiterer Schritt war die intensivere Auseinandersetzung mit deutschem Sekt, resultierend im 2020 veröffentlichten VDP.SEKT.STATUT. Mehr zu diesem Thema folgt in Kürze.