Riesling und Barrique? Und dann auch noch BSA? Das waren bisher zwei Konzepte, die in meiner Welt maximal als Experiment in Nischenprojekten existierten. Klar, es gab ein paar Winzer, die damit spielten, aber das große Bild? Klassischer Riesling lebt von Frische, Spannung, Zug – Eigenschaften, die durch biologischen Säureabbau und Holzausbau stark beeinflusst werden. Ende Januar besuchte ich Andy Rings zur Verkostung seiner 24er Fassproben in der Pfalz. Und meine Perspektive auf dieses Thema hat sich nach drei intensiven Stunden fundamental verändert.
Max Kaindl, 24. Februar 2025
Lesezeit etwa 3 Minuten
Riesling, BSA, Barrique –
Geht das zusammen?
BSA & Barrique – Ein radikaler Ansatz für Riesling?
Andy Rings setzt mittlerweile fast vollständig auf biologischen Säureabbau bei seinen Rieslingen – und mehr und mehr auf Barrique. 2. und 3. Belegung. Seine Philosophie? Der Keller macht’s einfach. „Ich habe nicht von jedem Wein eine Analyse, ob der BSA bis zum Ende gelaufen ist, aber ich denke zu 95 % schon“, meinte Andy lässig, während wir uns durch die Fässer probierten. Der Grund dafür liegt in seiner Arbeitsweise: Späte Schwefelung, wenig Eingriffe, natürliche Prozesse laufen lassen.
Und dann das Holz. Statt große, neutrale Fuderfässer, die nur Textur bringen, setzt Rings auf gebrauchte Barriques – jene Fässer, die vorher für seine Top-Chardonnays genutzt wurden. Zweit- und Drittbelegung, keine dominanten Röstnoten, sondern subtiler Sauerstoffeinfluss und sanfte Mikrooxidation. Andy denkt seine großen Rieslinge im Ausbau wie großen Grand Cru Chardonnay. Das Holz hilft, den hohen Extrakt der Traube, den er durch minimalste Erträge im Weinberg bekommt, zu bändigen und dessen Energie in die richtige Bahn zu leiten.
Das Ergebnis? Rieslinge mit einer völlig neuen Dimension. Kein opulenter Holzbrett-Overkill, keine schmierige Butterbombe. Sondern Weine mit atemberaubender Balance: Struktur, Dichte, Spannung – und trotzdem Riesling durch und durch.
Die 24er Fassproben haben mich umgehauen. Die Textur? Cremig, aber nicht fett. Die Säure? Perfekt eingebunden, präsent, aber nicht spitz. Die Aromatik? Strahlend, mit tiefen gelben Fruchtaromen, leichtem Rauch, feiner Würze. Und das Beste: Trotz der weichen Textur und der Struktur aus dem Holz bleibt der Wein saftig, trinkanimierend, spannungsgeladen.
„So trinke und mache ich Riesling.“
Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber dieser Stil funktioniert. Und zwar richtig gut. Während viele noch darüber diskutieren, ob Riesling und BSA zusammenpassen, liefert Rings bereits den Beweis, dass es nicht nur geht, sondern den Weinen eine völlig neue Dimension geben kann.
Als ich mit Jan Raumland neulich am Telefon über das Thema sprach, war seine Antwort klar: Genau sein Ding. „Der Klimawandel verändert den Riesling – mit BSA und Mikrooxidation im Barrique bekommt er eine Stilistik, die Kraft, Struktur und Tiefgang vereint. So trinke und mache ich Riesling.“
Und das bringt es auf den Punkt. Riesling entwickelt sich. Klassische, stahlig-präzise Weine wird es immer geben, aber parallel entstehen neue Interpretationen, die mehr Textur, mehr Substanz, mehr Grip haben. Und ganz ehrlich? Ich bin absolut angefixt.



