Manchmal sind es die kleinen, feinen Einladungen, die das Herz eines Weinliebhabers höherschlagen lassen. Hans Rebholz hatte mich zur „10 Years After“-Verkostung nach Siebeldingen eingeladen, um den 2014er Jahrgang noch einmal auf den Prüfstand zu stellen. Ein Jahrzehnt hat dieser Jahrgang hinter sich – Zeit, ihn mit frischen Augen und Gaumen zu betrachten. Der Abend war geprägt von lebendigen Diskussionen, tiefgründigen Anekdoten und einem genussvollen Blick in die Vergangenheit des südpfälzischen Terroirs.

Max Kaindl, 23. Dezember 2024
Lesezeit etwa 6 Minuten

Ökonomierat Rebholz –
10 Years After

Der 2014er Jahrgang: Ein Spiegel der Herausforderungen

2014 war ein Jahr der Extreme. Regenreiche Wochen im Sommer, ein bedrohliches Auftreten der Kirschessigfliege und ein zu Beginn kühler dann warm und trocken werdender Herbst prägten den Jahrgang. Während Vater Hans-Jörg Rebholz, der kürzlich den Ehrentitel Ökonomierat erhielt, von den unermüdlichen Stunden im Weinberg erzählte, ergänzten die Zwillingsbrüder Hans und Valentin die Erzählung mit technischen Details und einem leisen Schmunzeln über die hitzigen Diskussionen der damaligen Zeit. 2014 sollte sich als ein „Jahrgang für Könner“ herausstellen.

2014 forderte Präzision und Geduld. Es ist definitiv kein homogener Jahrgang, denn während der Reifeperiode in der Ernte änderte sich das Wetter, sodass aus einem zu Beginn eher „kühlen“ Jahrgangsstil gegen Ende ein deutlich wärmerer wurde. Nicht wenige Betriebe begannen aus Sorge vor der Kirschessigfliege sehr früh zu ernten. Dank der üppigen Begrünung und der kompromisslosen Ausrichtung auf naturnahen Weinbau sowie einer extrem peniblen Vorselektion der Trauben, konnte Rebholz Top-Qualitäten nach Hause bringen. „Am Ende hat sich die Arbeit gelohnt.“, meinte Hans.

Wie zeigt sich 2014 heute nach 10 Jahren Reife?

Nach einem Jahrzehnt präsentiert sich der 2014er Jahrgang bei Rebholz für mich als Meister der Balance. Die Weine sind klar, fokussiert und voller Spannung. Hans-Jörg sprach von einer „schlanken Eleganz,“ die auch nach zehn Jahren nichts von ihrer Faszination verloren habe. Während viele deutsche Winzer 2014 eher säurebetonte und filigrane Weine hervorbrachten, hatte Rebholz eine Art Grundfestigkeit im Glas. Und was waren nun meine Highlights?

Zwei Weine stachen für mich besonders heraus: der 2014 Kastanienbusch Riesling GG und der 2014 Spätburgunder im Sonnenschein GG.

Meine Highlights:

Kastanienbusch Riesling GG, 2014

Der Kastanienbusch, mit seiner charakteristischen roten Schieferprägung, ist ein Wein, der den Begriff „Terroir“ förmlich atmet.

Die Nase öffnet sich mit einer rauchigen Mineralität, begleitet von reifen Zitrusfrüchten und einem Hauch von Kräutern.

Am Gaumen zeigt er sich lebendig, fast salzig, mit einer beeindruckenden Länge.

„Der Kastanienbusch war schon immer ein Wein für Geduldige,“ bemerkte Hans-Jörg, und recht hat er.

Im Sonnenschein Spätburgunder GG, 2014

Der Spätburgunder im Sonnenschein hingegen zeigte, dass 2014 auch für Rotwein ein unterschätztes Jahr war.

Für mich kam er – aber auch die beiden anderen gezeigten Spätburgunder – wie ein „Wolf im Schafspelz“ daher. Immer noch jugendlich wirkend, aber mit feinkörnigen Tanninen und einer brillanten Frucht, erinnerte er mich an die großen Burgunder der Côte de Nuits – ohne je die Pfälzer Handschrift zu verlieren.

Es ist einer dieser Weine, bei denen man sich fragt, warum deutsche Spätburgunder oft noch zu wenig Beachtung finden.

Ich möchte an dieser Stelle ehrlich zugeben, dass ich bisher nicht der größte Fan der Rebholzschen Spätburgunder war. In meiner Erinnerung waren sie mir gefühlt zu sehr Holz betont, ruppig und eher im „altdeutschen“ Stil von mürbem Tannin und Waldboden-Aroma geprägt. Doch die drei gezeigten 14er Spätburgunder belehrten mich definitiv eines besseren. Ich war, ehrlich gesagt, ziemlich erstaunt über die Qualität und Frische dieser Weine.

Und der Rest vom Schützenfest?

Insgesamt zeigte Rebholz zehn Weine. Der „π No. Gold“ Sekt Extra Brut war ein cremig, hefiger, von feiner Perlage und guter Balance geprägter Sekt und somit ein passender Start in den Abend.

Etwas enttäuscht war ich dann vom „Ganz Horn“ Riesling GG, bei dem ich etwas Tiefe, Dichte und Lebendigkeit vermisste. Doch der folgende „Im Sonnenschein“ Riesling GG holte die Kohlen sofort wieder aus dem Feuer. Kühl, frisch, mit einem Hauch Exotik, einer festen dennoch feinen Struktur und herrlicher Balance war er das erste kleine Highlight des Abends.

Beide Weißen Burgunder – der Im Sonnenschein GG und der Mandelberg GG – zeigten sich leicht und zugänglich mit angenehmen Trinkfluss, konnten mich aber weder in puncto Konzentration, Finesse oder Komplexität wirklich überzeugen. Für ein GG fehlte mir hier der letzte Schliff.

Der Chardonnay R zeigte sich cremig, deutlich geprägt von Holznoten, etwas kitschig aber mit einer sehr guten Säurestruktur, fein-gewobener Textur sowie mit Biss und Tiefe. Das mag nicht meine präferierte Stilistik von Chardonnay sein, ist aber ohne Zweifel ein sehr guter und balancierter Chardonnay. Wer es wuchtig und würzig mag wird mit diesem Wein große Freude haben.

Wie bereits erwähnt, haben mich die Spätburgunder vollends überrascht und begeistert. Angefangen mit dem Siebeldinger vom Muschelkalk Ortswein und dann später mit dem Arzheimer Rosenberg Erste Lage. Beide Weine zeigten intensive Aromen von Kirsche und Cassis, wobei mich der Ortswein vor allem durch seine einerseits reife Frucht aber zugleich frische Säure und feinen Gerbstoff überzeugte. Der Arzheimer Rosenberg zeigte dann eher eine nadelig-würzige Seite mit roten Früchten, Waldboden und präzise eingesetztem Holz. Mit Luft im Glas gewann er dann nochmal an Frische, Saftigkeit und Frucht.

Ein Abend voller Geschichten

Was diesen Abend besonders machte, war nicht nur die Qualität der Weine, sondern die Geschichten, die sie begleiteten. Denn neben interessanten Einblicken in den Jahrgang 2014 und seine Herausforderungen für Rebe und Mensch, nahm uns Hans-Jörg auch mit auf eine kleine Zeitreise. Eine Reise zurück in das Jahr 2014 und seine, außer seiner Sicht, wichtigsten Ereignisse. Ein Blick hinaus über den kleinen Horizont der Weinwelt, den ich durchaus erfrischend fand.

2014 bei Rebholz: ein Jahrgang, der Geschichte schreibt

Die 10 Years After Verkostung bei Rebholz war mehr als eine Retrospektive. Es war eine Hommage an einen Jahrgang, der unter schwierigen Bedingungen Großes hervorgebracht hat. Die Weine zeigen nach einem Jahrzehnt eine bemerkenswerte Frische, gepaart mit Tiefe und Struktur. Besonders der Kastanienbusch und der Spätburgunder im Sonnenschein beweisen, dass Geduld belohnt wird.

Die Rebholz-Familie hat an diesem Abend nicht nur ihre Weine, sondern auch ein Stück ihrer Geschichte präsentiert. Und während ich den letzten Schluck Kastanienbusch genoss, wurde mir klar: 2014 war vielleicht kein Jahr für einfache Lösungen, aber definitiv eines für große Weine aus der Südpfalz.

Bilder: © The Art of Riesling – Maximilian Kaindl

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