Der erste Schnitt.
Die Schere gleitet durch den Traubenstiel, und sofort fühlt es sich gut an. Die Trauben landen in der kleinen, roten Raumland-Kiste. Ich fühle mich Wohl bei dem Gedanken, dass diese kleinen, unscheinbaren Handgriffe in ein paar Jahren in einer Flasche Sekt enden werden. Irgendwo in einem Weinglas, irgendwo bei jemandem, der keine Ahnung hat, wie viel Arbeit in jeder dieser Perlen steckt. Es ist irgendwie beruhigend, dieser Gedanke, dass man hier etwas schafft, das bleibt.
Nach einer Stunde merke ich meine Finger und meinen Rücken. Die Arbeit ist zwar meditativ, aber körperlich fordert sie ihren Preis. Jede Traube will präzise geschnitten werden, keine darf beschädigt werden. Die Sonne kommt langsam durch, und für einen Moment wirkt alles perfekt. Jan läuft die Reihen ab, prüft die Trauben, nickt zufrieden. „Gute Qualität dieses Jahr“, sagt er, mehr zu sich selbst als zu mir. Ich lächle, auch wenn ich zugeben muss, dass mein Laienauge kaum Unterschiede zwischen den Trauben sieht. Für mich sind sie alle wunderschön – und hoffentlich lecker.
Das Fernsehteam des ZDF Mittagsmagazins gönnt mir – Gott sei Dank – ein paar Minuten Pause von der Erntearbeit. Vier neugierige Journalisten löchern Marie-Luise, Katharina und Jan mit Fragen zur Sektlese und zum Ausbau im Keller.