In meiner Rubrik „Wenn Wein eine Person wäre“ wird jeder Wein zu einem lebendigen Charakter. Die Idee dahinter? Weine durch ihre einzigartigen Eigenschaften und Geschmacksprofile als Menschen darzustellen und so ihre Persönlichkeit auf eine ganz neue, faszinierende Weise zu entdecken. Heute im Rampenlicht: der Champagner Les Maillons von Ulysse Collin aus der Champagne.

Max Kaindl, 22. Juni 2025
Lesezeit etwa 3 Minuten

Champagner Les Maillons von Ulysse Collin

Ich hatte den Les Maillons von Ulysse Collin im Glas und sofort war er da: ein Bild. Nicht von der Champagne, nicht von Pinot Noir. Sondern von einem Mann.

Er ist der Typ, der nicht redet, wenn er nichts zu sagen hat. Der lieber zuhört, sich Dinge merkt, mitdenkt – und plötzlich etwas sagt, das so auf den Punkt ist, dass alle kurz still sind. Kein Lautsprecher, kein Selbstdarsteller. Eher einer, der dich mit einem Blick durchschaut, ohne dass du weißt, wie er das macht.

Er wirkt ruhig. Fast kontrolliert. Aber unter dieser Oberfläche brodelt etwas – Energie, Tiefe, eine ganz eigene Intensität.

Er hat etwas von einem ehemaligen Leistungssportler. Einer, der seinen Körper kennt, seine Grenzen, der trainiert hat, um nicht aufzufallen, sondern auszuhalten. Nicht für die Bühne, sondern für den Moment. Auf der einen Seite diese physische Kraft, dieses Konzentrierte, dieses Vinöse, und auf der anderen Seite unbestechliche eine Balance und Präzision.

Ich stelle mir vor, er lebt zurückgezogen, aus einem tiefen inneren Ruhebedürfnis. Vielleicht in einem alten Haus, mit Steinboden, in dem es morgens nach frisch gemahlenem Kaffee und Bücherstaub riecht. Wenn er Gäste hat, dann nur wenige. Aber die wissen: Das hier ist echt. Keine Fassade, kein Gehabe.

Und das passt zu Olivier Collin. Zu seinem Weg. Zu dieser kompromisslosen Präzision, mit der er aus einer Randlage ein Statement gemacht hat. Les Maillons ist genau das: ein Mann, der nicht schreit, sondern wirkt. Der Tiefe mitbringt, ohne sich erklären zu müssen. Der dir in Erinnerung bleibt, lange nachdem du ihn getroffen hast.

Bilder: © The Art of Riesling – Maximilian Kaindl

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