In meiner neuen Rubrik „Wenn Wein eine Person wäre“ verwandelt sich jeder Wein in einen lebendigen Charakter. Die Idee dahinter? Weine durch ihre einzigartigen Eigenschaften und Geschmacksprofile als Menschen darzustellen und so ihre Persönlichkeit auf eine ganz neue, faszinierende Weise zu entdecken.
Max Kaindl, 08. August 2024
Lesezeit etwa 2 Minuten
Heute betritt der 1997er Prälat Riesling Auslese von Christoffel-Berres die Bühne. Kaum berührt er den Gaumen, öffnet sich vor meinem inneren Auge eine Kinoleinwand.
Vor mir erscheint ein älterer, weiser Mann, der nach einem erfüllten Leben nun in einem idyllischen Schrebergarten verweilt. Ein Garten, den er mit Hingabe und Liebe gepflegt hat, ist nun sein Rückzugsort, erfüllt von Frieden und Ruhe. Die Sonne senkt sich allmählich dem Horizont entgegen, hüllt den Garten in ein sanftes, goldenes Licht.
Der alte Mann sitzt auf einer robusten Holzbank, die die Spuren vieler Jahre trägt. In seiner Hand hält er ein Glas, das er langsam an die Lippen führt. Ein leises Lächeln huscht über sein Gesicht. Der Wein in seinem Glas ist wie er selbst: gereift, sanft und mit einer tiefen, stillen Präsenz. Jeder Schluck offenbart die Harmonie und den Reichtum eines Lebens voller Erlebnisse. Der Geschmack ist üppig und luxuriös – ein leiser, aber kraftvoller Ausdruck von Reife und Geduld.
Während er trinkt, schweifen seine Gedanken zurück zu den vielen Jahren, die er mit seiner Frau verbracht hat – zu den Höhen und Tiefen, die sie gemeinsam durchlebt haben. Die Erdener Prälat Riesling Auslese 1997 ist ein stummer Zeuge dieser Erinnerungen. Mit seiner weichen, harmonischen Art schenkt der Wein Trost und Freude zugleich. Seine Intensität und Komplexität spiegeln die Tiefe eines Lebens wider, das reich an Erfahrung und Liebe ist.
