Ein Sommerabend wie gemalt. Pizza aus dem Steinofen, gute Gespräche, offene Menschen – und dazu ein Weingut, das gerade dabei ist, seinen Platz in Rheinhessen neu zu definieren. Christian und Martin vom Weingut Heiligenblut hatten eingeladen, und was als „Pizza & Wein“-Abend angekündigt war, entpuppte sich schnell als kleine Zeitreise durch ihre bisherige Entwicklung.

Max Kaindl, 21. August 2025
Lesezeit etwa 3 Minuten

Pizza, Wein & Zukunftspläne –
ein Abend bei Heiligenblut

Wir verkosteten Silvaner, Spätburgunder und Riesling von 2019 bis 2023

Alte Jahrgänge gegen aktuelle Fassproben. Der Unterschied? Klar wie Tag und Nacht. Anfangs viel Experiment, lange Maischestandzeiten, manchmal drüber. Heute: präziser, frischer, balancierter. Vor allem die 2022er und 2023er zeigen, wohin die Reise geht – mit mehr Tiefe, Klarheit und einer eigenen Handschrift, die sich langsam in den Fels des Heiligen Blutbergs fräst.

Spannend ist, wie bewusst die beiden mit ihrem Erbe umgehen.

Mehr als 1.500 Jahre Weingeschichte lasten auf dem Mythos des Heiligen Blutbergs – und doch sind es gerade einmal sieben Jahre, seitdem Christian und Martin das Steuer übernommen haben. Sie wollen Rheinhessens Urklassiker neu interpretieren: Riesling, Silvaner, Scheurebe. Low Intervention, aber nicht dogmatisch. Mit Bodenhaftung und dem Mut zum nächsten Schritt.

Und was bringt die zukunft?

Die Chancen? Riesig. Jedes Jahr kommen neue Jungfelder in den Ertrag, Pinot Noir-Parzellen unter der Kapelle sind geplant. Das Terroir gibt alles her, was man für eigenständige Spitzenweine braucht: Kalk, Melaphyr, dazu das handwerkliche Feuer der beiden Brüder.

Die Herausforderung? Nicht im Experimentieren zu verharren und nicht in die Falle der Masse zu tappen. Die Qualitätsschraube weiter drehen, ohne die Weine zu überladen. Balance ist hier das Schlüsselwort.

Mein Eindruck des Abends

Die Jungs sind strebsam, neugierig, unbeirrbar. Noch suchen sie ihren finalen Ausdruck, aber das Fundament ist gelegt. Die DNA von Weingut Heiligenblut ist erkennbar – und die kommenden Jahre werden entscheiden, ob daraus wirklich große Weine wachsen. Ich würde wetten: ja. Denn wer so fleißig, wissbegierig und kompromisslos arbeitet, der bleibt nicht lange Geheimtipp.

Heiligenblut ist noch längst nicht am Ziel, aber auf dem besten Weg dorthin. Wer heute einsteigt, verfolgt live mit, wie ein Weingut wächst – und wie aus ehrgeizigem Experiment schon bald große Klassiker entstehen könnten.

Bilder: © The Art of Riesling – Maximilian Kaindl

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