Zugegeben: Wer 2023 im Kopf hat, kommt bei 2024 erstmal ins Grübeln. So er ging es mir zumindest. Denn dieser neue Jahrgang, frisch präsentiert von Carolin und H.O., geht einen anderen Weg. Weniger Sturm und Drang, mehr Feingefühl. Weniger Wucht, mehr Fluss. Die Weine tanzen – aber sie explodieren nicht.

Max Kaindl, 06. Juli 2025
Lesezeit etwa 2 Minuten

Jahrgang 2024 bei Battenfeld-Spanier & Kühling-Gillot – die Leichtigkeit des Seins?

2024 ist ein Jahrgang der Zwischentöne

Und das sieht man vor allem dort, wo sonst gerne aufgedreht wird. Kein 2023er Turbo, keine vibrierende Kernigkeit, keine elektrisierende Spannung, die sich wie ein Pfeil durchzieht. Dafür: Frische, Klarheit, Zugänglichkeit. Ein Jahrgang, der nicht mit der Tür ins Haus fällt, sondern höflich klingelt und um Einlass bittet.

Was heißt das konkret?

Die Riesling Guts- und Ortsweine bei beiden Häusern zeigen sich homogener, sauberer, sortentypischer als im Vorjahr. Kaum Ausreißer, viel Trinkfluss. Saftig, animierend, präzise, oft mit einem eleganten Säureschliff, der Lust auf den nächsten Schluck macht. Perfekt für die Weinbars und Terrassen dieser Welt.

Die Ersten Lagen? Schlanker, feiner, aber manchmal auch etwas scheu. Da, wo man 2023 eine Gänsehaut hatte, ist es 2024 eher ein anerkennendes Nicken. Man merkt: Die Phenolik ist da, aber sie bleibt brav. Die Mineralik schimmert durch, aber sie funkelt nicht.

Und die Großen Gewächse?
Wichtige Anmerkung: Es war meine erste Verkostung von Fassproben der 2024er GGs. Ein finales, fundiertes Urteil maße ich mir daher noch nicht an. Das kommt erst nach der großen GG-Präsentation in Wiesbaden im August.

Was ich jetzt schon sagen kann: Die Stilistik geht klar in Richtung Eleganz statt Expressivität. Frauenberg, Kreuzberg, Zellerweg am Schwarzen Herrgott, Pettenthal, Hipping, Rothenberg, Ölberg – sie alle tragen ihren Jahrgang mit Stolz, aber ohne Pomp. Die Weine wirken kontrollierter, disziplinierter, manchmal fast ein wenig brav. Wer Spannung sucht, muss genauer hinhören.

Weißburgunder & Chardonnay 2023/2024

Auch die weißen Burgunder bleiben sich dem typischen holzgeprägten Stil treu – aber das Holz ist gut integriert, nie vordergründig. Wer diesen Stil mag, wird sie feiern: Frische, Balance, Länge. Sie wirken glasklar und präzise, haben Grip und Energie. Besonders spannend: der neue Möhlsheim Chardonnay 2023. Noch ein bisschen jugendlich wild, aber mit richtig Potenzial. Ein mutiger Neuzugang, der zeigt, wohin die Reise gehen kann.

Spätburgunder 2023

Die Roten entwickeln sich seit dem 2019er Jahrgang jedes Jahr feiner, gezielter, balancierter. 2023 ist nicht ganz so saftig wie der herausragende 2022er, bringt dafür aber mehr Würze und Tiefe mit. Kein kühl wirkender Jahrgang – im Gegenteil: reife, dunkelfruchtige Aromen, feine Tannine, und ein Finish mit Charakter. Kein Jahr für schnelle Frucht, sondern für ernsthafte Pinots mit Perspektive.

Mein Fazit

Battenfeld-Spanier & Kühling-Gillot 2024 ist kein Jahr für den großen Knall. Es ist ein Jahr für den zweiten Blick. Für alle, die lieber zuhören als schreien. Für Weintrinker, nicht für Trophäenjäger. Wer Eleganz über Ausdruck stellt, wer Balance sucht statt Muskeln, der wird hier fündig. Für mich ist das ein Jahrgang, der in der Jugend viel Spaß macht – für seriöse Reifeprognosen ist es jetzt allerdings noch zu früh.

Bilder: © The Art of Riesling – Maximilian Kaindl

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